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Adipositas

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Adipositas (starkes Übergewicht, auch Fettsucht genannt) ist eine Stoffwechselkrankheit, an der in der Schweiz jeder zehnte Erwachsene leidet.

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Der proximale Y-Magenbypass (Teil 2)

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Der proximale Y-Magenbypass (Teil 2)
von Dr. med. Diana Mattiello, Adipositaszentrum Limmattal
csm diana mattiello spital limmattal ac4b01e203
Artikel der leitenden Ärztin der Chirurgie Dr. med. Diana Mattiello
 
Während der normalen Nahrungspassage gelangen die Speisen durch den Ösophagus (Speiseröhre) in den Magen, wo sie durch den Magensaft „vorverdaut“ und Teile der Nahrung vom Körper aufgenommen werden. Dieser vorverdaute Speisebrei gelangt weiter in den Zwölffingerdarm (Duodenum), wo weitere Verdauungsenzyme aus der Gallensäure und der Flüssigkeit der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) hinzukommen. So vermischt gelangt die Nahrung in den Dünndarm, wo sie schliesslich resorbiert und verstoffwechselt wird (Kalorien, Proteine, Vitamine werden aufgenommen), bis die Überreste über den Dickdarm wieder ausgeschieden werden.
 
Doch wie funktioniert nun der Magenbypass? Bei der Magenbypass-Operation wird der Haupt- oder Restmagen umgangen/ausgeschaltet (oder eben „gebypasst“ -> Magenbypass) und die Nahrung gelangt nicht in den Magen und den Zwölffingerdarm. Es wird also zu Beginn der Verdauung die Nahrung von den Verdauungssäften getrennt. Durch diese verringerte und verspätete Verdauung der Nahrung, wird der Stoffwechsel beeinflusst und es werden entsprechend weniger Kalorien, Proteine und auch Vitamine aufgenommen.
 
Auch der Magenbypass wird im Spital Limmattal in der Schlüsselloch-Technik mit 6 circa 1-2 cm grossen Schnitten durchgeführt. Zu Beginn wird der Übergang vom Magen zur Speiseröhre dargestellt und knapp darunter der Magen mit einem speziellen Gerät (Stapler) durchtrennt. So wird der sogenannte „Magenpouch“ (Vormagen) gebildet, welcher circa eine halbe Teetasse gross ist. Hier liegt der zweite Effekt in der Gewichtsreduktion. Durch diesen kleinen Magenpouch ist die Portionengrösse nach der Operation wie beim Gastric Sleeve circa eine 1/3 Restaurantportion. Der grosse Rest des Magens bleibt im Körper drin und nimmt nicht mehr an der Nahrungspassage teil.
 
Eine Dünndarmschlinge wird anschliessend aus dem Bauchraum hochgezogen, durchtrennt und das eine Ende mit dem Magenpouch im Bereich der Durchtrennungslinie wieder verbunden, damit der Speisebrei nun nach der Passage durch die Speiseröhre und dem kleinem Vormagen direkt in den Dünndarm gelangt. 1.5 Meter nach der Dünndarm/Magenpouchverbindung (Gastro-Jejunostomie) wird dann der andere abgetrennte Teil der Dünndarmschlinge mit dem Rest des Dünndarms wieder vereinigt. Dies ist die sogenannte „Fusspunktanastomose“. Von der Dünndarm/Magenpouchverbindung bis zur Fusspunktanastomose (also über 1.5 Meter Dünndarmlänge) wird die Nahrung ohne Verdauungssäfte transportiert. Erst ab der Vereinigungs-Stelle (Fusspunktanastomose) kommen die Verdauungssäfte dazu und die Nahrung wird nun resorbiert. Dies ist der Effekt der verringerten und verspäteten Verdauung der Nahrung.
 
Mit dem Magenbypass können Sie im Langzeitverlauf ca. 60% Ihres Übergewichtes verlieren. Ähnlich wie beim Gastric Sleeve sind Sie in regelmässiger Kontrolle in unserem Zentrum und müssen lebenslänglich Vitamine zu sich nehmen.
 
Und wie sieht es mit den Komplikationen aus?
 
Nachblutungen treten in ca. 1% - 2% der Fälle auf. Auch hier kann es in den freien Bauchraum sein, oder aber an einer der Verbindungsstellen am Darm in das Darmlumen hinein. Je nachdem, wie stark die Blutung ist muss eventuell reoperiert werden.
 
Beim Magenbypass muss eine neue Verbindung zwischen Magen und Darmschlinge geschaffen werden. In seltenen Fällen (unter 1%) können diese Nähte undicht sein. Dies ist eine unangenehme Komplikation und verlangt in der Regel innerhalb weniger Stunden eine erneute Operation. Ganz selten (unter 0.5% der Fälle) kann eine solche Komplikation tödlich enden. Ein Darmverschluss kurz nach der Operation ist ebenfalls möglich, aber selten (unter 1%) und muss reoperiert werden.
 
Die Umstellung für den Organismus ist nach einer Bypass-Operation beträchtlich und es kann einige Wochen dauern bis sich wiederum ein neuer Rhythmus bezüglich Verdauung und Allgemeinbefinden einstellt. Zur Vermeidung von Mangelerscheinungen ist zudem eine sehr engmaschige, ärztliche Betreuung lebenslänglich nach der Operation notwendig.
 
In manchen Fällen, an denen eine sichere Verbindung zwischen Magen und Dünndarm auf Grund des vielen Fettes im Bauchraum nicht möglich ist, muss während der Operation entschieden werden, ein anderes Operationsverfahren zu wählen, vorzugsweise ist dies der Magenschlauch (Gastric-Sleeve).
 
Ebenso kann nach Monaten oder Jahren (in ca. 4% - 5% der Fälle) eine schwere Schluckstörungssymptomatik auftreten oder die Unmöglichkeit, Nahrungsmittel zu sich zu nehmen. Dies kann verursacht werden durch Vernarbungen im Bereiche der Verbindung zwischen Magen und Dünndarm. In solchen Fällen kann man meistens mit einer ambulant durchgeführten Magenspiegelung mit Ballondilatation das Problem beheben.
 
Es kann nach der Bypassoperation zur Entwicklung von Gallensteinen kommen. In dieser Situation empfehlen wir die Entfernung der Gallenblase, welche meistens ohne grössere Probleme durchgeführt werden kann. Ebenso kann es nach Monaten bis Jahren nach der Operation zur Entwicklung von so genannten inneren Hernien kommen. Dabei handelt es sich, bedingt durch die starke Gewichtsabnahme, um mobile Dünndarmschlingen, welche sich ineinander verdrehen können. Klassisch ist das Auftreten von kolikartigen Bauchschmerzen. Innere Hernien treten in 1% - 2% der Fälle im Langzeitverlauf auf. In dieser Situation empfiehlt sich mittels Schlüsselloch-Chirurgie eine Refixation der Dünndarmschlingen durchzuführen. Dieser Eingriff ist in der Regel ein kleiner Eingriff, der problemlos laparoskopisch durchgeführt werden kann.
 
Leitende Ärztin:
Dr. med. Diana Mattiello
 

Der Magenschlauch oder Gastric Sleeve (Teil 1)

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Der Magenschlauch oder Gastric Sleeve (Teil 1)
von Dr. med. Diana Mattiello, Adipositaszentrum Limmattal
csm diana mattiello spital limmattal ac4b01e203
Ein Artikel der leitenden Ärztin der Chirurgie Dr. med. Diana Mattiello
 
Was ist eigentlich der Magenschlauch oder auch „Gastric Sleeve“? Wie und warum funktioniert er? Für wen ist er geeignet? Wie wird der Magen entfernt? Wie VIEL wird vom Magen entfernt? Wann sollte der Magenschlauch bei mir nicht durchgeführt werden? Wie viel nehme ich ab? Was geschieht, wenn ich wieder zunehme? Was sind die Risiken, was die Spätfolgen?
 
Betrachtet man den Verdauungstrakt beginnend an der Speiseröhre bis zum Enddarm, so kann man sagen, dass dieser wie ein langer Verdauungsschlauch ist. Die Ausnahme davon ist jedoch der Magen, welcher eher wie ein grosser Sack aussieht. Bei der Magenschlauch-Operation wird also der Magensack in einen Magenschlauch umgewandelt.
 
Die Operation wir mit kleinen Schnitten in der sogenannten „Schlüsselloch-Technik“ durchgeführt. Wir am Spital Limmattal haben eine Technik, bei der wir insgesamt 6 circa 1-2cm grosse Schnitte verwenden. Im Bereich des linken Oberbauchs ist der Schnitt ein bisschen grösser, da dort der Magen entfernt wird.
 
Ziel bei dieser Operation ist es, einen grossen Teil des Magens zu entfernen, so dass nur noch ein dünner Magenschlauch für die Nahrungspassage übrig bleibt. Dabei wird während der Operation eine dicke Sonde in den Magen eingeführt, damit wir den Magenschlauch nicht zu eng gestalten. Wie viel dann vom Magen entfernt wird, hängt davon ab, wie gross der Magen ist. Mit einem Klammernahtgeräht (Stapler) wird der Magen dann entlang der Sonde in Längsrichtung verkleinert.
 
Durch das verringerte Magenvolumen werden die Portionen kleiner und man kann nur noch circa eine 1/3 Portion einer Hauptspeise essen. Um zu gewährleisten, dass genügend Proteine und Mikronährstoffe aufgenommen werden, muss entsprechend 5 - 6 mal pro Tag gegessen werden. Da dies alleine nicht ausreicht, verordnen wir Ihnen zusätzlich Multivitamine und machen vor allem in den ersten 2 Jahren engmaschige Blutkontrollen.
 
Mit der Entfernung des sogenannten „Magenfundus“, wird auch der Teil entfernt, wo bestimmte Hormone produziert werden. Zum Beispiel wird die Bildung vom Appetithormon (Ghrelin) verringert, so dass Sie weniger Hunger haben.
 
Vor allem Menschen, die grosse Portionen zu sich nehmen, profitieren vom Gastric Sleeve. Jedoch funktioniert der Magenschlauch auch für alle anderen Übergewichtigen. Ob der Magenschlauch für Sie in Frage kommt, diskutieren wir ausführlich in unserem Team und besprechen es mit Ihnen 2 Wochen vor der geplanten Operation. Dabei helfen uns die vielen Abklärungen, welche wir vor der Operation durchführen. Alle diese Abklärungen führen wir im Spital Limmattal durch.
 
Eine der wichtigsten Abklärung ist die Säuremessung (pH-Manometrie) in der Speiseröhre. Da nach der Magenschlauchoperation vermehrt Reflux (saures Aufstossen) in der Speiseröhre entstehen kann, raten wir bei einem pathologischen Resultat der Säuremessung von einem Gastric Sleeve ab.
 
Über die ersten 5 Jahre nach der Operation können Sie mit dem Gastric Sleeve 55% - 60% Ihres Übergewichtes verlieren. In diesen 5 Jahren sind Sie regelmässig in unserer Sprechstunde zur Kontrolle. Doch was geschieht, wenn Sie nicht genügend abnehmen? Es gibt ausgewählte Fälle, in denen auf Grund des hohen Übergewichts und des vielen Fettgewebes im Bauch kein Magenbypass gemacht werden kann. Bei diesen Patienten wählen wir ein so genanntes „zweizeitiges“ Verfahren. Nach 1-2 Jahren wird bei ungenügendem Gewichtsverlust der Magenschlauch in einen Magenbypass umgewandelt. Auch wenn am Anfang kein „zweizeitiges“ Verfahren geplant war, besprechen wir mit Ihnen die Möglichkeit der Bypass-Operation, sofern Sie nicht genügend abgenommen oder wieder zugenommen haben.
 
Zu den Komplikationen nach Durchführung des Magenschlauches gehören in erster Linie die Nachblutungen. Diese können im Bereich der langen Klammernaht in die freie Bauchhöhle erfolgen, oder aber in das Innere des Magens. Sehr selten erfolgt dann eine Notfall-Operation oder eine Magenspiegelung. Da diese Blutungen in der Regel in den ersten 24 bis 48 Stunden auftreten, führen wir in diesem Zeitraum engmaschige Kontrollen des Blutes und des Blutdrucks durch.
 
Eine Verletzung der Milz während der Operation mit Entfernung derselbigen ist sehr selten (unter 1%). Eine andere Komplikation ist das Aufgehen der Klammernaht, welche zu einer Blutvergiftung führen kann. Diese Komplikation ist äusserst selten. Wenn sie auftritt kann sie entweder hoch dosiert mit Antibiotika oder einem „Stent“ (Schlauch im Magenschlauch) behandelt werden. In wenigen Fällen muss eine Nachoperation stattfinden.
 
In manchen Fällen (ca. 5-10%) kann der Gastric-Sleeve zu hartnäckigem Reflux (saures Aufstossen) oder Dysphagien (Schluckstörungen) führen. In dieser Situation kann auch noch nach Jahren eine zusätzliche Magenbypass-Operation durchgeführt werden.
 
Leitende Ärztin:
Dr. med. Diana Mattiello

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